Bei seinem ersten Kampf für W&L macht Yung eine ausgezeichnete Figur; und das nicht nur im optischen Sinn. Seine Warm-Ups zu Beginn dienen vor allem dazu, seinen Gegner einzuschüchtern. Nötig hätt er sie nicht. Sylvain wirkt dagegen richtiggehend unschuldig. In seinem Mund würde nicht mal Butter schmelzen, während er sich für den Kampf aufwärmt.

  Aber als es dann wirklich zur Sache geht, kann man sehen, wie trügerisch der erste Eindruck sein kann. Mit seinem unschuldigen Kindergesichtchen schmettert er Yung wie eine Spielzeugpuppe gegen die Sprossenwand. Wirklich nett, den Neuankömmling auf diese Weise bei W&L zu begrüßen.

  Danach beginnt eine Phase des Abtastens. Yung setzt seinen Körper äußerst geschickt ein, und mit großer Geschmeidigkeit platziert er mehrere gekonnte Beinscheren. Nachdem Sylvain reichlich in diese Falle getappt ist, wird er endlich etwas schlauer und ändert seine Taktik. Jetzt greift er von hinten an und landet tatsächlich mehrere saubere Würgegriffe. Chamäleongleich reagiert Yung, ändert ebenfalls sein Vorgehen und so fixieren sich die beiden in einem bilderbuchartigen Submissiongriff nach dem anderen.

  Mit der Zeit steigt die Hitze in der Kampfarena merklich an. Und für den Zuschauer ist es ein Fest, dieses ebenbürtige Geschehen zu verfolgen. Für die Beteiligten allerdings ist es in erster Linie frustrierend. Zunehmend brechen beide aus den Regeln aus, um endlich das Ruder herumzureißen. Was dann geschieht, könnte man vorsichtig mit "Erprobung bislang unbekannter Griffe, die endlich zum Erfolg führen sollen" umschreiben.

  Und tatsächlich. Am Ende verläßt einer der beiden säuberlich filetiert den Ring - aber wer?

  Schon bei der Aufwärmphase wird klar, dass den Kampf nur jemand überstehen kann, der seinen Gegner so mit sich selbst beschäftigt, dass dieser nicht die Oberhand gewinnt. Selten hat es ein Match gegeben, bei dem es so laut zugegangen ist, wie bei diesem. Gleich zu Beginn findet sich Christophe in einem eisenharten Würgegriff wieder und das martialische Geschrei von Yvon kommt einer Tonne Salz gleich, die in seiner Wunde ihr Werk vollbringt. "Na, mögen wir das? Versuch dich doch endlich mal zu verteidigen," gellt es in den Ohren von Christophe. Und allen, die Christophes Reputation kennen, halten den Atem an und wissen, wie gefährlich das Spiel ist, das Yvon hier treibt. Und je mehr Yvon seinen Gegner in die Rolle des hilflosen Opfers treibt, je mehr gießt er Öl in ein hochexplosives Gemisch, das langsam aber stetig zu einer kritischen Masse geriert.

  Und so beginnt die eigentliche Arbeit. Wie in der Geschichte eines jeden guten Submissionfights kommt irgendwann der Moment, indem der Körper seinen Dienst versagt. Bei Yvon ist es ein Ellenbogen, bei Christophe ist es ein Bein. Es ist schon allein eine großartige Sache, zwei ebenbürtige, starke Kämpfer zu erleben. Noch großartiger ist es, wenn beide mit einem Handycap weiterarbeiten müssen. Das einzige, was in diesem Moment vorausgesagt werden kann, ist, dass der Kampf innerhalb von Sekunden in eine bestimmte Richtung kippen könnte. Beide fighten als ginge es um ihr Leben. Aber schließlich gewinnt Christophe die Oberhand über seinen Gegner, der zunächst so stolz und unverwundbar wie ein Löwe in die Schlacht zog und nun selbst zur leichten Beute wurde.

  Kleiner Tipp: Achte auf dein Bier und trinke es rechtzeitig. Angesichts dieser hitzigen Begegnung könnte es zu Eis erstarren.

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